»Mortadella & Co« mit zweiter Tagliatell-Version

Nur allzu menschlich

WÜRZBURG (MAKO)

Ob Neid und Eifersucht oder Liebe und Lust - auf dem Marktplatz von Irrtümern, Mißgeschicken und Intrigen wird jede menschliche Schwäche zum Star des Abends.

So ist es kein Wunder, daß das Marionettenspiel »Mortadella & Co« im Würzburger Theater Spielberg mit den Lachmuskeln des erwachsenen Publikums spielt. Dabei bleibt die Koproduktion vom »Piccolo Teatro espresso« und dem Theater Spielberg auf den Spuren der Commedia dell'arte und präsentiert seine zweite Version des »beleidigten Tagliatell«. Mit kleinen Änderungen und einem ganz neuem Schluß spielen die so charakteristischen Stabfiguren eine ganz eigene Komödie.

Das Stück von Thomas Glasmeyer provoziert und bezaubert durch die fast alltäglichen Mißgeschicke und menschlichen Bedürfnisse. Der Zuschauer ist wie von selbst gefangen und mitgezogen in die so ironisch-komischen Geschehnisse, die so manche Fragen aufwerfen.

Der unglücklich verliebte Tagliatell, der die reiche, leichtlebige Peperonata begehrt, ist zwar der gute Geist, aber ist er am Schluß wirklich der Gewinner? Oder ist die ewig lüsterne, vollbusige Mortadella nicht doch viel ehrlicher aus dem Leben gegriffen? Dazu bietet der neu überarbeitete Schluß von »Mortadella & Co« eine provokante Antwort.

Dabei sind die Stabfiguren so überzeichnet »lebende Karikatur«, daß sie fast ohne Sprache auskommen würden. Doch auch diese birgt dann Überraschungen wie schwäbischen oder bayerischen Akzent (hervorragend echt die Sprache von Norbert Böll und Anita Mass), der das Volkstümliche und Collagenartige der Commedia dell'arte nachahmt.

Trotz italienischem Ambiente, das wiederum auf den Arm genommen scheint, kann der Ort des Geschehens - ein Martplatz eines kleinen, unbedeutenden Städtchens - überall zu finden sein. Und jeder findet eine von den überzeichneten, menschlichen Schwächen vielleicht bei sich selbst. […]