Der Wolf und die 7 Geister…

von Martina Hofmann

Rumpelstilzchen rappt sich durch sein Märchen. Der Froschkönig hat sich unsterblich in Rapunzel verliebt. Sie würdigt ihn aber keines Blickes und nimmt stattdessen die Aufforderung „lass Dein Haar herunter“ wörtlich, indem sie ihren braun gelockten „Skalp“ über die Puppenbühne wirft. Die Prinzessin (Pia) auf der Erbse sucht einen Prinzen, ihr königlicher Vater seine Kleider und Schwester Dornröschen verschläft das ganze Märchen. Dazwischen agiert – leicht kopflos – ein Puppenspieler, dem seine Akteure ganz schön gehörig auf der Nase herumtanzen.

Zum Auftakt der 8. Pegnitzer WortSpiele in der Stadtbücherei hatten nicht nur die Kinder, für die Thomas Glasmeyer mit seinen Figuren schon zum „Pflichtprogramm“ im Frühjahr gehört, ihren Heidenspaß, auch die Erwachsenen fanden das witzige Märchenpotpourri zum „Kringeln“. Einerseits waren die Kinder mit Feuereifer dabei, den schusseligen Puppenspieler bei seinem Durcheinander lautstark zu korrigieren („das heißt nicht Rotbäckchen sondern Rotkäppchen“), und erfreut konnte man feststellen, dass die Grimmschen Märchen immer noch Klassiker in den Kinderzimmern sind. Andererseits waren für die erwachsenen Freunde des Puppentheaters die vielen originellen Anspielungen ein Grund zur ungebremsten Heiterkeit: ein „gepfoffenes“ „Spiel mir das Lied vom Tod“ zur Aufforderung an den Frosch, doch nun bitte mal endlich die Prinzessin zu küssen, war nur einer der tollen Einfälle. Da gab es z.B. auch die sieben Geißlein, die als U(h)reinwohner des Schwarzwalds in einer ebensolchen, nämlich Kuckucksuhr hausen. Grandios auch der Auftritt des „weisen Mannes“ – einer „Pekingente“ mit schwarzem Chinesenzopf, die im O-ton Donald Ducks ihre Weisheiten so unverständlich verschwurbelt zum Besten gab wie einst das Orakel von Delphi. Einer der weiteren Höhepunkte des Stücks war darüber hinaus der Auftritt des Kaisers ohne Kleider in persona des stattlichen Puppenspielers höchstselbst, der die Blöße - jugendfrei - mit einem geblümten Frotteestoff drapiert hatte.

„Geschichten von einem, der auszog, ein Märchen zu erzählen“ – eine echte Empfehlung für Kinder ab 5 Jahre und für jeden Erwachsenen, der sich über kindgerechtes Theater, das niemals kindisch wird, freuen kann. „War das Stück zu albern?“ Diese Frage von Thomas Glasmeyer kann man nur beantworten mit „Ja, es war herrlich albern!“ Denn solche „Albernheit“ beinhaltet ein gutes Stück kindliche Anarchie, von der wir uns alle ein bisschen bewahren sollten.

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